Herr Dr. Raster, worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie Ihren Tag in der Praxis beginnen?
Auf mein morgendliches Ritual, in der Stille meiner Praxis einen doppelten Espresso aufzubrühen, im Bewusstsein, den vor mir liegenden Tag nach meinen Vorstellungen gestalten zu können.
Was macht die Tätigkeit als Landarzt so besonders, verglichen etwa mit der Arbeit in einer Klinik?
Die selbstbestimmte Diagnostik und Therapie verbunden mit der täglichen Herausforderung der medizinischen Versorgung und ganzheitlichen Begleitung der Patienten. Patienten geben bei der Vorstellung oftmals ein Beschwerdebild an, aus dem sich entgegen der ärztlichen Erwartung etwas Unerwartetes ergeben kann - beispielsweise aus Blähungen ein akutes Abdomen oder aus Magenbeschwerden ein akuter Myokardinfarkt.
Als großen Vorteil sehe ich außerdem, dass meine Praxis nahtlos in das familiäre Setting eingebettet ist. Meine Frau arbeitet aktuell als Weiterbildungsassistentin in der Praxis und wird nach ihrer Facharztausbildung (Allgemeinmedizin) gemeinsam mit mir tätig sein. Meine beiden Söhne, sechs und elf Jahre alt, kommen nach Schulschluss in die Praxis und verrichten nach dem Mittagessen ihre Hausaufgaben in den Sozialräumen. Hier können meine Frau und ich uns abwechselnd um sie kümmern. Das wird auch von den Patienten problemlos angenommen, zum Beispiel wenn sich einer unserer Söhne mal wieder während der Sprechstunde meldet.
Ihre Praxisgründung wurde vonseiten der KVB finanziell gefördert. Hat das Ihre Entscheidung, eine Praxis auf dem Land zu eröffnen, beeinflusst?
Auf jeden Fall. Ohne die Förderung der KVB wäre ich dieses Wagnis nicht eingegangen, da mir der finanzielle Hintergrund fehlte und es sich um eine Praxisneugründung handelte – sozusagen eine Gründung „auf grüner Wiese“. Das heißt, dass man sich als neuer Landarzt erst etablieren muss und anfänglich von der einheimischen Bevölkerung beobachtet wird (Stichwort: „Bleibt der auch?“), bevor sie als Patienten zu einem in die Praxis kommen.
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