Marie-Christine Dussmann, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin in Aschaffenburg Kurzinterview
Frau Dussmann, was hat Sie dazu bewegt, sich in einer Praxisgemeinschaft zusammenzuschließen?
In diesem Beruf ist der kollegiale fachliche Austausch immens wichtig. Wenn ich eine fachbezogene Frage habe, bekomme ich zeitnah eine wertvolle Einschätzung. Wir Kollegen haben verschiedene Schwerpunkte und ergänzen uns damit sehr gut. Informationen zur Fortbildung oder bezüglich der Praxisorganisation werden bei uns immer geteilt.
Für mich sind das Miteinander und der persönliche Austausch sehr wichtig. Es ist schön, morgens von den Kollegen begrüßt zu werden. Nicht zu vergessen: Eine Praxisgemeinschaft bringt auch finanzielle Vorteile mit sich.
Gibt es etwas, was Sie an der ambulanten Versorgung besonders schätzen?
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist tatsächlich lebbar. Ich habe flexible Arbeitszeiten und kann an Fortbildungen teilnehmen, ohne mich absprechen zu müssen. Meine fachliche Weiterentwicklung kann ich mir so aussuchen, dass sie zu mir passt. Sowohl mein Großvater als auch mein Vater gehörten den freien Berufen an. Es trägt aus meiner Sicht zu einer hohen Arbeitszufriedenheit bei.
Zudem schätze ich die Freiheit, mir meine Zeit selbst einteilen und viel gestalten zu können. Das fängt schon bei der Einrichtung und Ausstattung der Praxis an. Ich mag, dass alle Abläufe transparent sind. Die eigenverantwortliche Erbringung von psychotherapeutischen Leistungen ist eine große Stärke.
Ich möchte daher allen Kollegen Mut machen: Man kann die Organisation gut meistern und wächst langsam hinein in den Praxisalltag. Nicht zuletzt mit großer Unterstützung durch die Beratung der KVB. Sowohl für die Niederlassung selbst als auch bei der Praxisorganisation.
Sie hatten anlässlich der Gewalttat von Aschaffenburg im Januar dieses Jahres Termine für Betroffene zur Verfügung gestellt: Welche Rolle spielt aus Ihrer Sicht psychotherapeutische Betreuung in solchen Krisenfällen?
Überall, wo schreckliche Ereignisse passieren, ist es wichtig, Hilfe anzubieten. Dadurch erhalten Betroffene schnell Unterstützung. Durch Interventionen können wir einer möglichen posttraumatischen Belastungsstörung entgegenwirken oder diese zeitnah erkennen und behandeln. Betroffene Patienten kann man einfach nicht warten lassen.
Ich fand es daher wirklich gut, dass vonseiten der KVB eine Koordination der Hilfen erfolgte und dazu aufgerufen wurde, Betroffenen Termine zur Verfügung zu stellen.
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